Fachtagung Workshop 1 – Schluss mit Gebührendickicht und überzogenen Kitagebühren

Fachtagung „Billige Kitas mit bester Qualität?“ am 8. Februar 2014, FH Erfurt

Workshop 1 – Schluss mit Gebührendickicht und überzogenen Kitagebühren

Moderation: Torsten Fritsche
Gesprächspartner: Henrik Wenzel Elterninitiative „Gegen Kita-Gebühren“, Christian Möller, TMSFG

Warum Kostenfreiheit? Diese gewollt plakative Forderung macht deutlich, dass die Eltern nicht nur durch Liebe und Zeit in den Nachwuchs „investieren“, sondern nicht unerheblich mit enormen Geldaufwendungen. Wie werden die Familien entlastet? Zu wenig! Lt. aktueller Studie der Bertelsmannstiftung zahlen Kinder von heute 70 T Euro mehr in die Rentenkasse ein, als sie jemals an Leistungen erhalten. Eltern sind im Alter benachteiligt, das ist ein offenes Geheimnis. Die Familie muss entlastet werden, um die Einrichtung Familie attraktiv zu gestalten.

Aber: Kostenfreiheit darf nicht zu Lasten der Qualität im Hinblick auf Entlohnung der Fachkräfte realisiert werden. Die gut ausgebildeten Fachkräfte wandern in andere Bundesländer ab. Das kann nicht das Ziel der guten Ausbildung in Thüringen sein. Der Ausbildungsberuf muss attraktiver werden, im Hinblick auf die Entlohnung in der Ausbildung und nach der Ausbildung. Tarifentlohnung nach öffentlichem Dienst (TVÖD) muss absolutes Minimum werden! Idealismus, die innere Einstellung allein reicht nicht um einen guten Job in seinem Beruf zu machen. Das ist nicht nur im sozial- und pädagogischen Bereich der Fall! „Die Bezahlung, mind. Nach TVÖD, ist ein Maß an Wertschätzung, dies muss zur Selbstverständlichkeit werden!“, erörtert Henrik Wenzel als Elternvertreter eine der Forderungen, die im Forderungskatalog verankert an die Landespolitik gerichtet ist.

Der Zielkonflikt ist hausgemacht: Thüringer Kitas werden zu ca. 70% von freien Trägern bewirtschaftet. Diese zahlen mehrheitlich nicht nach TVÖD und damit ca. 30 Mio Euro weniger Lohn und Gehalt an das Personal. Das jüngst diskutierte kostenfreie Kitajahr kostet das Land ca. 20 Mio Euro, die es weniger an Elternbeiträgen einnimmt. Eine zeitgleiche Erfüllung beider Forderungen ist wirtschaftlich nicht realisierbar.
Die richtige Schrittfolge einhalten, appelliert Christian Möller. Zuerst an der vernünftigen Bezahlung der Erzieher und des pädagogischen Personals arbeiten, dann schrittweise zur Kostenfreiheit übergehen. Unterstützung vom BUND ist bei beiden Schritten unerlässlich.